Positionen

Was ich im Bezirkstag erreichen möchte

Liebe Freund*innen, liebe Grüne, liebe Besucher*innen

ich freue mich sehr,  mich als Bezirkstagskandidatin vorstellen zu dürfen.

Ein paar kurze Fakten zu mir: Mein Name ist Martina Wenta, ich bin 37 Jahre alt und komme aus Traunstein. Ich habe drei Kinder. Phoebe ist 19, Mathilda sieben und Jan Christian ist drei Jahre alt. 

Beruflich bin ich seit 2021 bei der Agentur für Arbeit in Rosenheim als Arbeitsvermittlerin für Pflege und Soziales tätig. Vorher war ich 13 Jahre bei den Justizbehörden in Traunstein. Über den zweiten Bildungsweg (Telekolleg, BOS, Studium Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie) konnte ich mich beruflich verändern.

2013 war ein wichtiges Jahr für mich: Nach herausfordernden Jahren als Mutter und nebenberuflicher Schülerin konnte ich mein Studium beginnen (zunächst Bio und Chemie in München, dann der Wechsel in die Geisteswissenschaften) und ich wurde in den oberbayrischen Bezirkstag gewählt. Damals über die Liste der Piratenpartei.

In den fünf Jahren meiner Tätigkeit als Bezirksrätin ist mir die Arbeit sehr ans Herz gewachsen. Mein Aufgabengebiet war vielfältig: Mitglied war ich im Personalausschuss, in der Kommission für die bezirkliche Kinder- und Jugendarbeit, im Gremium für die Gesundheits-, Sozial- und Versorgungsplanung sowie im größten und wichtigsten Ausschuss, dem Sozial- und Gesundheitsausschuss. Außerdem war ich Delegierte für den Bayerischen Bezirketag und arbeitete in der Arbeitsgruppe Umwelt der Grünen Fraktion mit.

Besonders wichtig war es mir hierbei, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Deshalb besuchte ich viele Einrichtungen in ganz Oberbayern und besprach anstehende Entscheidungen mit den unmittelbar betroffenen Menschen. Ich habe immer viel zugehört und das Wissen, die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen in die Bezirksarbeit eingebracht.

2018 versuchte ich den Einzug dann mit dem Verein “Freie Liste Oberbayern” erneut. Hier schloßen sich verschiedene kommunal Politiker*innen zusammen um gemeinsam sachbezogene Bezirkspolitik zu betreiben, leider verpassten wir den Einzug in den Bezirkstag. 

Dass mein Weg zu den Grünen gehen würde, war da schon klar. Ein Parteiwechsel während der laufenden Legislaturperiode kam für mich aber nicht in Frage. Und so bin ich dann 2019 endlich zu den Grünen gewechselt. 2020 wurde ich in Traunstein zur Ortssprecherin gewählt und engagiere mich seitdem intensiv beim OV.

Lebensläufe sind oft nicht geradlinig – das war auch bei mir so. “Ich bin armutsbetroffen” ist jetzt ein populärer Hashtag, war für mich aber lange Zeit Realität. Als Alleinerziehende im Niedriglohnbereich stand ich Samstags in Traunreut bei der Tafel an, hatte oft Probleme meine Tochter in den Ferien zu betreuen, konnte wenig am sozialen Leben teilhaben. Theaterbesuche, Urlaube, ein Einkauf im Biomarkt oder gar ein Auto waren scheinbar unerreichbare Ziele. Dass das heute anders ist habe ich auch einigen glücklichen Umständen zu verdanken. Heute bin ich froh um diese Erfahrungen. Ich kann die Lebenslagen vieler Menschen nachvollziehen, mich einfühlen, bin vorurteilsfrei. Und habe den großen Willen, zu helfen.

Dass alle Menschen gut leben können ist mein großes Ziel. Deshalb engagiere ich mich für F4F, die Queerbewegung und für Frauenrechte, außerdem ist mir der Kampf gegen den Faschismus und Neurechte Bewegungen ein großes Anliegen. Gemeinsam mit einigen Mitstreiter*innen habe ich die Gruppe der Antifaschistischen Dirndl, kurz AfD, gegründet. Wir organisieren Demos, Mahnwachen, Infoveranstaltungen und betreiben online und offline Aktivismus gegen Rechts und für universelle Menschenrechte.

Die Tätigkeit als Bezirksrätin vereint all diese Punkte. Besonders liegen mir mehrfach marginalisierte Menscheb am Herzen, das sind nämlich jene, die sich am wenigsten Gehör verschaffen können. Für psychisch Kranke ist es schwer, eine Lobby aufzubauen. Noch schwerer ist es für psychisch Kranke mit Migrationshintergrund. Auch Frauen sind eine, leider noch immer, benachteiligte Gruppe. Umso mehr Frauen mit Behinderung. Hier gibt es viele Beispiele für Menschen, die an mehren Fronten zu kämpfen haben – und für diese Menschen möchte ich da sein.

Der Bezirk hat hier vielfältige Möglichkeiten, für die ich mich einsetzen möchte:

Z.B durch den Ausbau von Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen. Schule und KiTa, Wohnen, am Arbeitsplatz und auch in Kultur und Gesellschaft.

In Schule und KiTa bedarf es unbedingt mehr Inklusion um schon von Beginn an die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung zu unterbinden. Mehr Fachpersonal, Barrierefreie Lehr- und Lernmaterialien sowie eine Ausweitung des mobilen Sonderpädagogischen Dienstes. 

Beim Wohnen gibt es ebenso großen Nachholbedarf: regionale und wohnortnahe Angebote, mehr betreutes Einzelwohnen und natürlich die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum

Arbeit ist nicht nur zeitlich ein großer Bestandteil des Lebens, sondern auch im Bezug auf Lebensqualität. Deshalb möchte ich, dass mehr Menschen mit Behinderung einen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt bekommen, die Werkstätte darf keine Einbahnstraße sein!

Auch im Bereich Psychiatrie gibt es Nachholbedarf. Wir brauchen dringend eine Anlaufstelle und ein Betreuungsangebot für Kinder von psychisch kranken Eltern. Ich selbst bin in einem Haushalt mit einer suchtkranken Mutter aufgewachsen und kann gut nachvollziehen, welche Probleme und Herausforderungen in diesen Familien bestehen. 

Auch im Bereich Sucht gibt es großen Nachholbedarf: Mehr Aufklärung, eine bessere Struktur im Bereich der Substitution, Mehr Präventionsarbeit. Es gibt viel zu tun!

Besonders wichtig ist mir, dass wir diese einzelnen Themengebiete nicht isoliert sehen: Psychische Erkrankungen, Behinderung, Wohnungsnot, finanzielle Probleme und fehlende Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung hängen sehr nah zusammen. In diesem Kontext ist auch auch die Forensik zu nennen, hier wird dringend bessere Nachbetreuung benötigt: Das darf nicht allein auf Bewährungshelfer*innen abgewälzt werden.

Jetzt hab ich schon ganz viel gesagt und noch kein Wort über Umwelt verloren oder über Kultur. Durch die Schaffung einer Stelle für den Beauftragten der Popmusikkultur konnte schon ein wichtiger Schritt gegangen werden, jetzt gilt es, dies weiter auszubauen und vorallem auch Frauen und Mädchen in der Kultur zu fördern – diese sind noch stark unterrepräsentiert. Auch braucht es mehr barrierefreie Angebote, z.B. durch Gebärdenunterstütze Veranstaltungen und Veröffentlichungen in leichter Sprache (Nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern auch für Migrant*innen!)

Ja.. und Umwelt. Es ist mega wichtig, dass der Bezirk hier eine Vorbildfunktion einnimmt und bei allen Bauprojekten höchste ökologische Standards ansetzt. Besonders schwierig ist hier die Verknüpfung von Denkmalschutz und Ökologie. Hier darf eins nicht gegen das andere ausgespielt werden. Nachhaltige Fischerei und Imkerei sind weitere Punkte für die ich mich einsetzen möchte.

Ihr merkt: Es gibt noch wahnsinnig viel zu tun! Und genau das möchte ich im Oberbayrischen Bezirkstag anpacken. Ich will mein ganzes Engagement, meine Leidenschaft, meinen Idealismus im Bezirkstag einbringen. Natürlich für uns, die Grünen, aber vorallem für alle Menschen in Oberbayern. 

Deshalb freue ich mich sehr über eure Stimme am 08.10.23!